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Anna von Hausswolff – Ceremony

Anna von Hausswolff - CeremonyDirekt lebensbejahend klingt das jetzt aber nicht, dachten sich vermutlich manche Menschen, die im letzten Jahr Kontakt  mit Anna von Hausswolffs Debut  „Singing From The Grave“ hatten. Verglichen mit der diesjährigen Veröffentlichung  „Ceremony“  waren dies allerdings heitere Aufnahmen.  Die Schwedin fährt  jetzt nämlich andere Geschütze auf, genauer gesagt nur eines: eine alte Kirchenorgel, auf der das Album eingespielt wurde.

Düster und bedrohlich der ausschließlich instrumentale Einstieg  mit „Epitaph Of Theodor“,  im folgenden 8.30 Minuten Epos „Ceremony Deathbed“  wird das tragende Instrument von Endzeit Gitarren, brummendem Bass und  dumpfem Schlagzeug  ergänzt, was  bei vernünftiger Position des Lautstärkereglers (also fast ganz rechts) die Aura der Swans aus den Boxen klingen lässt.

Nicht alle Songs der Platte werden von sakralen Stimmungselementen getragen. Es gibt  es auch orgelfreie Stücke auf dem Album, die aber an Stimmung und Intensität nicht von der Grundthematik abweichen. Hellere Passagen beispielsweise in „Mountains Crave“  wirken so nachhaltig wie die beruhigenden Worte einer Mutter zu ihren  Kindern während eines Luftangriffs im Bunker.

Von Hausswolffs Gesang, der erstmals nach rund 10 Minuten einsetzt, taumelt zwischen Drama und Erlösung, erinnert in manchen Passagen an Kate Bush auf ihrem frühen Meisterwerk „Wuthering Heights“, meistens aber daran, wie schön Zerbrechlichkeit klingen kann. Spätestens beim  intensivsten Song der Platte „Funeral For My Future Children“ sitzt dann der Sensenmann auf des Hörers Schulter und erinnert intensiv ans Abschied nehmen. Daran, dass der„ Tod der Zustand ist, in dem wir wieder eins sind mit der Natur“ wie es die Sängerin ausdrückt. Aber die Hoffnung  stirbt bekanntlich zuletzt wie der Rausschmeißer „Sun Rise“ beweist.

Es ist die kalte, strenge Ruhe vor, während und nach dem Sturm der Stücke, die süchtig nach dieser Platte macht. Ausdrücklich erwähnt sei, dass Anna von Hausswolffs Musik keine Gothik Affinität besitzt. Es handelt sich um Kunst (jawohl um Kunst), die leider meist am Rand der musikalischen Gegenwart zu finden ist. Umso höher ist die Konsequenz  einzuschätzen, mit der fern von Anbiederung an Zeitgeist ein solch herausragendes  Werk entstanden ist.

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