MusikBlog - Entdecke neue Musik

Thees Uhlmann – Live in der Muffathalle, München

Thees Uhlmann war gestern Abend wieder in der Muffathalle in München. Ziemlich genau 2 Jahre ist es seit seinem letzten Auftritt an genau dieser Stelle her, damals hatte er eine sehr beeindruckende Show hingelegt. Die Erwartungen waren also hoch und wurden eigentlich nur durch Thees Uhlmann’s neue Platte “#2” gedämpft, die zugegebenermaßen beim Autor dieses Artikels bisher noch nicht so richtig zünden wollte.

Thees Uhlmann beginnt pünktlich um 21:00 Uhr, schließlich ist der nächste Tag ein Werktag. Schon die ersten Töne aber machen den Unterschied deutlich, der sich auch auf “#2” im Vergleich zum gleichnamigen Debüt aus 2011 zeigt: Es ist deutlich zu leise und der Sound ist irgendwie in Moll gehalten, sogar Julia Hügel’s Klavier. Die Stimmung im mit Thees Uhlmann mitgealterten Publikum hält sich daher bei den ersten Songs auch in gut abgesteckten Grenzen.

Nichts verloren hat Thees Uhlmann jedoch von seiner Sympathie und seinen Unterhalterqualitäten. Vor dem Song “Am 07. März” sagt er, wie schön er es findet, “dass es keinen Pogo und keine Wall Of Death im Publikum gibt, sondern..” und imitiert dann seinen eigenen, gewohnt eckigen, Tanzstil. Weiteres Highlight ist die Imitation der Stimme von Casper (was gar nicht so einfach ist) im Titel “& Jay-Z singt uns ein Lied”, da dieser zu gleicher seinen eigenen Liveauftritt im Münchener Strom absolviert.

Thees Uhlmann, bekanntlich St. Pauli Fan, gibt auch eine Fußballgeschichte zum besten, so eine Art fiktive Parabel einer St. Pauli-HSV-Aussöhnung, mit einer klaren Friedensbotschaft. Auch hier darf der Witz nicht fehlen (“dann kam sein 2,80 m großer und 1,40 m breiter Freund herein, wenn der kommt, dann bauen sie die Tür aus, das lohnt sich und ist besser als sie jedes Mal zu reparieren”). Eine weitere Geschichte erzählt dann von einem Kind, das im Auto seinen Vater (ein Bekannter von Thees) fragt, ob Thees Uhlmann denn Bäcker sei oder zumindest Lieferant für eine Bäckerei. Als der Vater dies verneint und fragt, warum denn, antwortet das Kind “na, weil er singt ‘Die Torten auf dem Rücksitz'” (was bekanntlich eigentlich “Die Toten auf dem Rücksitz” heißt). Niedlich. Vielleicht war die Überschrift zu unserer Rezension zu “#2” doch nicht so falsch.

Man fühlt sich wohl in der gemächlichen Atmosphäre dieses Rock-Sonntagabends. Und zum ersten Mal kommt richtig Stimmung auf bei “Der Fluss und das Meer”, ein Titel, den Thees Uhlmann speziell für seinen Vater geschrieben hat, der schon recht früh an multipler Sklerose erkrankt ist, wie Uhlmann preis gibt. Als Einleitung erzählt Thees Uhlmann, wie sein Vater ihn als Teenager zum Schreien gebracht hat, in dem er sich als Diskussionsplattform angeboten hat. So sagte er seinem Vater, er wäre für die Legalisierung der Drogen und so “…und das größte Kompliment, das mein Vater mir dann jemals gemacht hat, war zu sagen ‘Ich akzeptiere deine Meinung, aber du hast unrecht'”. Es sind intime Geständnisse wie diese, die Uhlmann nahbar machen und er gibt seinem Publikum bewusst das Gefühl, dass er auf einer Höhe mit ihnen ist (“wir sind alle wie die Typen von Kasse 2”) und kein unerreichbarer Rockstar. Uhlmann reagiert auch wie immer routiniert auf Zwischenrufe (“Bambule Randale? Das kenne ich nur als Bambule, Randale, wir kommen von der Saale”, was den weiteren Zwischenruf “Bambule, Randale, St. Pauli will die Schale” provoziert).

Dieses Wir-Gefühl zeigt sich dann auch im Mitsingen des text- und melodie-sicheren Publikums beim folgenden Titel “Vom Delta bis zur Quelle”, euphorisch dirigiert von Thees Uhlmann. “Es brennt” startet dann mit Gitarren, die zu Beginn ein wenig wie die frühen Interpol-Gitarren klingen, aber das war dann auch der einzige Hauch von frühem, offenbar längst vergessenem Tomte-Indie-Rock.

Mit “17 Worte” endet dann der offizielle Teil des Konzerts. Aber Thees Uhlmann und seine Band lässt sich gar nicht lang zur Zugabe bitten und eröffnet die Kür mit “Römer am Ende Roms”. Es folgt natürlich auch noch eine zweite Zugabe, eröffnend mit “Zerschmettert in Stücke (Im Frieden der Nacht)”. Dann zum Abschluss die obligatorischen, herzlichen Kommt-gut-nach-Hause-Wünsche von Thees Uhlmann (“schickt ‘ne SMS, wenn ihr angekommen seid.”).

Beim Konzert vor 2 Jahren gab es auch noch eine dritte Zugabe. Sollte es sie dieses Jahr wieder gegeben haben, dann hat sie der Autor diesmal verpasst. Auf dem Weg nach Hause in der S-Bahn hadert er dann mit sich selbst, wie beschreibt man ein solches Konzert? Thees Uhlmann ist immer noch viel zu sympathisch, um hier irgendeine Disserei anzufangen. Andererseits, darf er jetzt wirklich schon so einen routinierten, fast schon langweiligen Auftritt abliefern? Von den Einstürzenden Neubauten und Nick Cave und seinen Bad Seeds ist man das ja schon gewohnt, aber bis zu deinem 30-jährigen Bühnenjubiläum ist es noch lange hin Herr Uhlmann!

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke